Regionalität


Regionalität-Regionale Lebensmittel im Korb

Regionalität ist in! Das beweisen Studien wie beispielsweise der Ernährungsreport 2018 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Von 1.000 Befragten gaben 78 % an, Regionaltität sei beim Lebensmittelkauf ein wichtiges Kriterium. Die Interpretationen des Begriffs „Regionalität“ sind jedoch sehr unterschiedlich. Wann sind regionale Produkte regional? Und welche Vorteile bringt Regionalität bei Lebensmitteln überhaupt mit sich? Mehr Infos dazu findest du auf dieser Seite. 


Inhalt

Region Definition – Was bedeutet Regionalität?

Wir sagen es gleich vorweg: Der Begriff „regional“ ist rechtlich nicht geschützt.
Das heißt: Eine eindeutige Definition gibt es nicht. 

Und darin liegt das Problem: Unternehmen können den Begriff für sich jedes Mal neu interpretieren und viele der beworbenen Lebensmittel sind alles andere als regional. Die „Milch aus der Region“ hat 500 Kilometer hinter sich und der Schwarzwälder Schinken kommt aus Norddeutschland. Händler betreiben häufig sogenanntes Greenwashing > mehr zum Thema Greenwashing und wir Endverbraucher kaufen es ihnen ab. 

Regionalkennzeichnungen sind freiwillig und bei stark verarbeiteten Produkten ist in den seltensten Fällen klar, auf welchen Teil des Produktes sich „Regionalität“ bezieht. Bei einigen Produktgruppen ist die Herkunftsangabe jedoch gesetzlich geregelt:

  • frisches Obst und Gemüse
  • vorverpacktes Fleisch
  • Milch- und Fleischerzeugnisse
  • Eier

In den letzten beiden Fällen muss das sogenannte Identitätskennzeichen abgedruckt werden: 


Identitätskennzeichen Beispiel

*Eine Liste der Zulassungsnummern in Deutschland kannst Du online abrufen


Das Identitätskennzeichen dient den Behörden als Kontrollkennzeichen, wir Verbraucher können hier den letzten Verarbeitungsort ablesen. Bei wenig verarbeiteten Lebensmitteln kann das Symbol als Orientierung dienen, um nachzuvollziehen, wo das Produkt herkommt. Dennoch ist dies keine Garantie, insbesondere dann, wenn es sich um stark verarbeitete Produkte handelt.

Für uns Verbraucher gilt: Kritisch hinsehen, im Zweifelsfall nachfragen und bei Unsicherheit das als regionale Lebensmittel gekennzeichnete Produkt im Regal stehen lassen. Beim Kauf von weitgehend unverarbeiteten Produkten auf einem Wochenmarkt oder beim Direktvermarkter ist man am ehesten auf der sicheren Seite. Aber auch hier sollte man auf die Schilder schauen: Nicht selten stammen die dort angebotenen Waren von nicht regionalen Herkunftsorten. 

Wenn Du erfahren möchtest, welche Siegel es gibt, die dir als Orientierungshilfe dienen können erfährst du hier mehr:
Infos zu Lebensmittelsiegeln

Regionalität heißt Bio – Ein Trugschluss?

„Wenn ich regionale Lebensmittel kaufe, dann sind die auch Bio!“ Regionalität bei Lebensmitteln wird oft gleichgesetzt mit Biolebensmitteln.

Der Grund: Viele Argumente die für Produkte aus der Region sprechen, werden oft gleichermaßen für Bioprodukte aufgeführt: Verkürzte Transportwege, verringerter CO₂-Abdruck oder eingesparte Energie. Der Rückschluss, regionale Produkte seien auch Bio ist zunächst also verständlich. 

Trotzdem entspricht dies nicht den Tatsachen: Regional heißt nicht zugleich Bio!

Die regionale Herkunft gibt nicht automatisch Auskunft darüber, ob die Produkte konventionell, also mit Hilfe von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln oder unter Berücksichtigung von umweltschonenden Bio-Auflagen erzeugt wurden. Bio-Produkte unterliegen festgelegten Produktionsmethoden die in Hinblick auf Umwelt und artgerechter Tierhaltung bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen.

Regionalität hat andere Vorteile. Im besten Fall stammen die Produkte „direkt aus der Nachbarschaft“ und haben somit keine langen Transportwege hinter sich. Ein biozertifiziertes Lebensmittel muss nicht zwingend „aus der Region“ stammen und umgekehrt muss ein regionales Lebensmiltten nicht biozertifiziert sein.

Vorteile von Regionalität bei Lebensmitteln


Umwelt & Nachhaltigkeit

Durch die kürzeren Transportwegen zum Handel gelangen die Nahrungsmittel schneller zu uns Verbrauchern und stellen eine Möglichkeit dar, klimaschonend einzukaufen. Dies reduziert auch das Verkehrsaufkommen auf den Straßen. 


Achtung!

Regional ist nicht gleich regional. Die Erdbeeren aus Bayern können zwar dort gewachsen sein, die Erdbeerpflanzen müssen aber nicht aus Bayern stammen, sondern können auch im Ausland erzeugt worden sein. Champignons aus deiner Heimat? Die Pilze sind vielleicht auf mobilen Beeten gewachsen und erst kurz vor der Ernte an ihren „Ursprungsort“ gebracht worden.

Tipp: Frag doch mal in der Verbraucherzentrale nach! In jedem Bundesland findest Du mehrere Beratungsstellen, an die du dich bei Fragen wenden kannst.

Stärkung der regionalen Wirtschaft

Durch den zunehmenden Wettbewerb und die Verdrängung inhabergeführter Geschäfte durch Filialen größerer Handelsunternehmen haben es regionale Händler und Erzeuger nicht immer einfach. Im Konkurrenzkampf mit Großbäckereien, Ketten und Discountern geraten viele kleine Handwerksbetriebe stark unter Druck. Regionalität bietet Betrieben einen fairen Marktzugang und fördert deren Wachstum. Arbeitsplätze können erhalten und Ausbildungsplätze geschaffen werden.


Attraktivität und Vielfalt der Region

Wenn Waren immer von weit entfernten Orten bestellt werden, leidet die Attraktivität und Vielfalt der Region. Es ist ein Kreislauf: Wenn die regionale Wirtschaft angekurbelt wird, können auch soziale und kulturelle Aktivitäten stärker gefördert werden.


Qualität und Kontrolle

Durch den Kontakt zwischen Erzeuger und Verbraucher weißt Du immer woher die Lebensmittel kommen und wohin das bezahlte Geld fließt. Dies schafft Vertrauen und davon profitieren die Anbieter ebenso wie wir Endverbraucher. Wir genießen meist eine bessere Beratung, da die regionalen Erzeuger und Händler sich mit dem, was sie anbieten, auskennen. Unsere Kaufentscheidungen werden nicht von einem Online-Algorithmus beeinflusst und wir entscheiden uns bewusster für oder gegen ein Produkt.


Regionalität schafft Identität

Wenn Du Erzeugnisse der Region kaufst, förderst Du zugleich den Erhalt heimischer Spezialitäten und Traditionen. Dies trägt erheblich zur Identität mit der Region bei. Und: Wenn wir wissen, von welcher Streuobstwiese der Apfel kommt, den wir gerade essen, fühlen wir uns auch viel wohler.


Zum Thema Regionalität hat auch das ZDF 2018 einen interessanten Beitrag veröffentlicht.
Schau mal rein: Regional einkaufen – gute Idee oder Mogelpackung?